Gedanken über den Altar

Liebe Leser,

Heute wissen viele nicht mehr, warum dieser oft wunderbar verzierte Tisch in der Mitte einer Kirche steht. Er dient nicht in erster Linie zur Buchablage des Pfarrers, sondern er ist ein hinweisendes Zeichen auf Christus selbst. Deshalb steht normalerweise auf jedem Altar das Kreuz, zur Erinnerung an Christi Opfer- und Sühnetod.

Doch schlagen wir den Psalm 43 auf, da finden wir die wunderbare Rede über die Freude am Altar des Herrn: Sende Dein Licht und Deine Wahrheit, (Treue), damit sie mich leiten (führen) zu Deinem heiligen Berg und zu Deiner Wohnung.  So will ich zum Altar Gottes treten, zu Gott meiner (jubelnden) Freude (von Jugend auf).  Der Altar war dem Bundesvolk äußerst wichtig, weil man dort in inniger Beziehung zu Gott stehen konnte. Die Bibel verschweigt uns nicht, dass das Volk Gottes von allem Anfang an die Verehrung Gott auch von einem Altar aus verrichtete.  „Noah baute dem Herrn ein Altar.“ Das gilt auch vom Urvater des Glaubens, von Abraham, auch er baute dem Herrn ein Altar. So lesen wir auch von Moses, dass er ebenfalls dem Herrn einen Altar baute.

Altar in St. Wigberti

Wenn wir die Bibel aufmerksam lesen, staunen wir, dass fast alle Gottesmänner und Könige dem Herrn einen Altar bauten, später stand der Altar nicht mehr im Freien, sondern in einem Tempel. Das Volk Israel hat aber auch erfahren, dass Gott Gebete und Opfer nicht nur von einem Altar aus annimmt, sondern auch dort, wo Menschen gern geben und teilen, da wird es von Gott angenommen.  Durch die Zerstörung des Tempels in Jerusalem hatte Israel keinen Tempel und keinen Altar mehr – und dies bis zum heutigen Tag.

Die Sehnsucht nach einem zentralen Heiligtum ist aber dennoch nicht erloschen. Diese Glaubenserfahrung ist auch den ersten Christen sehr vertraut.  War es ganz am Anfang in den Häusern wohl „nur“ ein Tisch, welcher jedoch mit einem bestimmten Tuch bedeckt wurde, welches bis heute seinen Namen behalten hat – Korporale – (v. lat.: corpus „Körper“, „Leib“) ist ein gestärktes, quadratisches, weißes Leinentuch, das bei Eucharistiefeiern der westlichen Liturgietradition (katholisch, anglikanisch, lutherisch) auf den Altar gelegt wird, um die Patene bzw. Hostienschale und den Kelch darauf zu stellen. In der Außerordentlichen Form des römischen Ritus wird die Hostie bei der Wandlung direkt auf das Korporale gelegt, welches als das Grabtuch Christi verstanden werden soll. Das Korporale ist das älteste Parament. In der byzantinischen Liturgietradition entspricht das Iliton dem Korporale. Das Korporale wird in der Bursa aufbewahrt, einer mappenartigen Stofftasche in der jeweiligen liturgischen Farbe. Das Korporale soll verhindern, dass bei der Brechung der Hostie Partikel verlorengehen. Aus diesem Grund darf es nur in eine Richtung gefaltet werden, damit keine Partikel zu Boden fallen können.

Also, die ersten Christen versammelten sich, wie wir es in der Apostelgeschichte nachlesen können ebenfalls im Tempel. Sie waren „einmütig“ beieinander. „Sie feierten das Mahl des Herrn und brachen das Brot in den Häusern…“ Hier finden wir den Anfang der Kirche, die wir uns als Hauskirche vorstellen müssen.

Die ersten Gemeinden hatten freilich noch keine Bibel, wie wir sie heute vor uns haben. Sie lauschten aufmerksam der Predigt der Apostel und dem Zeugnis derer, die von Jesus erzählten.  Die Leitung dieser Versammlung der Heiligen konnte nicht  jeder willkürlich vollziehen, dies lag in den Händen der Autoritäten, also der Apostel, deren Schüler, der Ältesten, der Diener (Diakone), Evangelisten, Lehrer und Prediger.  Tatsache ist, dass die uns überlieferten Berichte vom Heiligen Mahl aus den alten und ersten Liturgien der Urgemeinde stammen. Paulus begründet seine Autorität damit, dass er sagt, dass er dies vom Herrn selbst empfangen hat.

Der Urgemeinde war es sehr wichtig, dass das, was über Jesus erzählt wurde, auch von ihm stammen sollte. So waren diese Zeugnisse die lebendige Bibel, später kommen dann die Briefe der Apostel und Zeugen hinzu. Doch man versammelte sich aus Liebe zum Herrn um einen Tisch.. Dieser „Tisch“  wurde nach der Unterdrückung des Christentums mehr und mehr zum schmuckreichen Altar. Wissen sollten wir, dass die Christen sich nie als die Nachfolger des Aaronitischen Priestertums verstanden haben, sondern für die war das Psalmwort wichtig: „Du bist Priester (auf Christus bezogen) nach der Ordnung Melchisedeks.“ Dieser war Stadtkönig und Hoher-priester von dem kleinen Ort Jerusalem. Zu ihm kam Abraham und empfing Brot und Wein – Gaben der Freundschaft und Zeichen des „höchsten Gottes.“  Jesus wird nun im zweiten Bund als solch ein Priester gepriesen (Hebräerbrief), der sein „Volk nährt mit bestem Weizen.“  So ist auch das Priestertum der Christen ein „Absenker“ des jüdischen Priestertums und hat deutlich seine Prallelen.  Es gibt Theologen, die halten nichts oder nur wenig von diesem priesterlichen Gedanken, aber  Jesu Opfer und Sühne war das typisch priesterliche Handeln.

Wir sprechen heute vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen und wissen oft gar nicht, was überhaupt priesterliches Handeln ist. Der Altar ist nicht wegen der Kirche gebaut, sondern die Kirche wegen des Altares.  Christus ist gegenwärtig – unabhängig von unserem Handeln, aber er wird vergegenwärtigt durch den Heiligen Geist  durch die Bereitschaft im Glauben IHN zu empfangen. „In der Art, wie ER das Brot brach, daran erkannten sie ihn.“ So wird es uns aus Emmaus erzählt. Hier leuchtet uns das Heilige Mahl mit dem Herrn auf, der als Auferstandener handelt, als Gegenwärtiger, Gestern, Heute und in Ewigkeit.

Ihr Pater Franz

2 Gedanken zu „Gedanken über den Altar

  1. Seien Sie herzlich grüsst, verehrter Bischof Franz!
    Danke für sie Ausführungen zu Korporale und zu Bursa. Gäbe es nicht noch mehr z. B. über Paramente zu erklären. Ich würde mich auch fernerhin freuen, Weiteres zulesen. PAX ET BONUM

  2. Gruess Gott Pater Franz,

    Besten Dank fuer diesen Blog , es gab mir Freude es zo lesen.
    Mit freundlichten Gruessen,

    Father Ed Bakker SSM
    Holy Catholic Church – Anglican rite
    HCCAR NZ
    Ich war in Holland geboren, war dann alt Katholisch, aber bit in 1963 nach Neu Seeland gekommen

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